Keime im Trinkwasser

Legionellen & Co – diese Keime im Trinkwasser können gefährlich werden

Immer wieder kommt es zu einer höheren Keimdichte in Wasserleitungen. Besonders kritisch werden Keime im Trinkwasser, wenn ein Gebäude für lange Zeit leer steht und kein Wasseraustausch stattfindet – und das betrifft aktuell alle Firmen, Restaurants und Hotels, die wegen der Corona-Krise geschlossen sind. Welche Keime besonders gefährlich sind, verraten wir euch hier.

Die ganz bösen Jungs unter den Keimen: Legionellen

Legionellen sind Bakterien, die sich im stehenden Wasser (Stagnationswasser) bilden und sich sprunghaft vermehren, wenn die Temperatur über 25°C steigt. Sie fühlen sich bei Temperaturen im Bereich von 30°C bis 50°C besonders wohl und können ihre Population bei Stagnation und ausreichenden Nährstoffverfügbarkeit in der Trinkwasser-Installation alle 4 Stunden verdoppeln.

Seit der Ausgangssperre vom 10.3.2020 stehen in Österreich ca. 70- bis 80% der Gebäude leer. Keime im Trinkwasser finden jetzt in vielen Gebäuden die optimalen Bedingungen vor. Besonders gefährlich ist das Einatmen von bakterienhaltigem Wasser, z. B. in der Dusche. Es zu trinken ist an sich ungefährlich, allerdings nur mit einem stabilen Immunsystem. Für ältere Menschen, Babys oder Kranke besteht höchste Gefahr!

Legionellen können viele Symptome auslösen: Eine Sommergrippe mit Unwohlsein (Pontiacfieber), Kopf- und Muskelschmerzen, eine schwere Form der Lungenentzündung (Fieber oft über 40°C) und Schüttelfrost.

Wichtige Info: Wenn deine Wasserleitungen von Legionellen betroffen sind, ist das Entleeren strengestens verboten!

Pseudomonas aeruginosa

Pseudomonas sind weit verbreitete, stäbchenförmige Bakterien, die besonders in feuchten Biotopen vorkommen. Sie sind besonders anpassungsfähig, begnügen sich mit geringen Nährstoffen und vermehren sich rasant bei Temperaturen zwischen 5 und 45 °C. Das bedeutet, dass sie sowohl in Kalt- als auch in Warmwasser-Installationen zu finden sind. Am öftesten besiedeln sie Entnahmearmaturen und Siphone (Geruchsverschlüsse).

Am häufigsten verursachen Pseudomonas Wund- und Harnwegsinfekte, dazu kommen Lungenentzündungen und Infektionen von Neugeborenen. Besonders kritisch: Sie sind gegen viele Antibiotika resistent.

 Wo vermehren sich Keime im Trinkwasser besonders gut und schnell?

1. Totleitungen: Das sind Auslässe, die nur selten oder nie verwendet werden und in denen das Wasser steht.

2. Zu viele Auslässe: Oft werden viel mehr Auslässe installiert, als dann tatsächlich verwendet werden. So entstehen wiederum Totleitungen.

3. Erwärmung von Kaltwasser: Kaltwasserleitungen kreuzen zum Beispiel Warmwasserleitungen, Heizungsleitungen oder Fußbodenheizungen. Dadurch wird das Kaltwasser erwärmt und die Keime können sich leichter vermehren.

4. Bakterienbildung im Warmwasserspeicher: Wenn zu wenig Warmwasser verwendet wird, kühlt das Warmwasser im Warmwasserboiler ab und führt zu einer explosionsartigen Bakterienbildung.

5. Ein ganz großes Problem sind auch die alten Bleileitungen ab dem Wasserzähler in den Gebäuden, da der Biofilm die Bleileitungen noch dichthält und die stark inkrustieren verzinkten Stahlrohre. Und meist das vergessene Rückschlagventil nach dem Wasserzähler (ÖNORM fachgerecht).

Was kann ich gegen Keime im Trinkwasser tun?

Wichtig ist der regelmäßige Wasseraustausch. Sprich: Alle Wasserhähne mehrmals täglich aufdrehen. Und wenn ein Gebäude für längere Zeit leer steht, bitte unbedingt die Tipps aus unserem letzten Beitrag befolgen!